Die Schweizer Fotostiftung zeigt bis 9. Juni 2025 eine umfassende Retrospektive über das fotografische Werk von Lucia Moholy. Die Ausstellung in Winterthur bietet einen tiefen Einblick in das Schaffen der Fotografin, die zwischen 1923 und 1928 das visuelle Erbe des Bauhauses maßgeblich prägte. Auf drei Ausstellungsebenen werden über 100 Jahre Geschichte anhand von Originalfotografien, Tagebüchern und Mikrofilmen dokumentiert. Ergänzt wird die Schau durch Werke des tschechischen Künstlers Jan Tichy.
Inhaltsverzeichnis:
- Bauhaus-Ästhetik in den Arbeiten von Lucia Moholy
- Flucht nach London und technologische Pionierarbeit
- Rückkehr in die Schweiz und Anerkennung ihres Werks
- Ausstellung in Winterthur bis Juni 2025
Bauhaus-Ästhetik in den Arbeiten von Lucia Moholy
Zwischen 1923 und 1928 dokumentierte Lucia Moholy Designobjekte und Architektur des Bauhauses in Weimar und Dessau. Ihre Fotografien zeigen unter anderem Werke von Walter Gropius und porträtieren zentrale Bauhausfiguren wie Anni Albers, Florence Henri oder ihren Ehemann László Moholy-Nagy. Ihre präzise Bildsprache ist ein Schlüsselelement der Neuen Sachlichkeit.
Lucia Schulz, geboren 1894 in Prag, studierte Philosophie, Philologie und Kunstgeschichte. Nach Stationen in Berlin und Weimar prägte sie mit ihren Arbeiten nicht nur das Bild des Bauhauses, sondern entwickelte gemeinsam mit ihrem Mann neue Reproduktionstechniken wie das Fotogramm.
Flucht nach London und technologische Pionierarbeit
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten floh Lucia Moholy 1933 nach London. Dort eröffnete sie ein Fotostudio, arbeitete als Porträtfotografin und veröffentlichte 1939 das Buch A Hundred Years of Photography, 1839–1939. 1940 zerstörte ein Bombenangriff ihr Studio. Sie wandte sich der Mikrofilmtechnik zu und gründete einen Dokumentationsdienst.
In ihrer Funktion als Expertin der UNESCO baute sie in Ankara ein Mikrofilm-Zentrum auf. Parallel recherchierte sie über den Verbleib ihrer Bauhaus-Negative, die sich bei Walter Gropius befanden. Erst 1957 erhielt sie einen Teil ihrer Originale zurück.
Rückkehr in die Schweiz und Anerkennung ihres Werks
Seit 1959 lebte Lucia Moholy in Zollikon bei Zürich. In den 1970er-Jahren wurde ihr fotografisches Werk zunehmend öffentlich gewürdigt. Es folgten Einzelausstellungen und 1985 eine Monografie von Rolf Sachsse. 1981 zeigte die Zürcher Galerie Renée Ziegler erstmals eine umfassende Ausstellung ihrer Arbeiten.
Zwei Gründungsmitglieder der Fotostiftung Schweiz, Rosellina Burri-Bischof und Walter Binder, standen in engem Kontakt mit ihr. Heute verwahrt die Stiftung 146 Abzüge aus Moholys Nachlass – die größte Sammlung außerhalb des Bauhaus-Archivs. Diese sind über das Bildarchiv Online einsehbar.
Ausstellung in Winterthur bis Juni 2025
Die Retrospektive „Lucia Moholy – Exposures“ ist noch bis 9. Juni 2025 in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur zu sehen. Zu den Exponaten zählen neben Fotografien auch Briefe, Tagebücher und Mikrofilme aus sechs Jahrzehnten. Kuratiert wurde die Schau von Teresa Gruber und Jan Tichy. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Praha und dem Bauhaus-Archiv Berlin.
Besucherinnen und Besucher erhalten Einblick in vier zentrale Lebensabschnitte Moholys:
- Jugend und Studium in Prag
- Fotografische Arbeit am Bauhaus
- Exil und Innovation in London
- Spätes Wirken in Zürich
Ort:
Fotostiftung Schweiz
Grüzenstrasse 45
CH-8400 Winterthur
Telefon: 052 234 10 30
Ausstellungsdauer: 8. Februar bis 9. Juni 2025
Quelle: Tagesaktuelle Fotonews