Eine der faszinierendsten Städte an der Ostseeküste zieht mit mittelalterlichem Charme, beeindruckender Backsteingotik und lebendiger Tradition jedes Jahr Tausende Besucher an. Besonders im Morgengrauen offenbart die Hansestadt ihre ganze Magie. Dann füllt sich der Lindengarten mit Vogelgesang und sanftem Licht, das durch die Blätter von Platanen, Kastanien und Linden fällt. Die Route vom Park bis zum Alten Hafen erzählt dabei still von Jahrhunderten Stadtgeschichte.
Inhaltsverzeichnis:
- Backstein, Geschichte und Friedrich Ludwig Gottlob Frege
- August Schönberg und der Klang der Plattdeutschen Lieder
- Wissemara und Segeltörns auf der Wismarer Bucht
- Anreise und Unterkunft mit Blick aufs Meer
Backstein, Geschichte und Friedrich Ludwig Gottlob Frege
2002 wurde Wismar in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Der Grund: Das nahezu unveränderte Stadtbild mit Kopfsteinpflaster, gotischen Giebelhäusern, Hafenspeichern und monumentalen Kirchen, die aus Millionen von Backsteinen bestehen. Besucher gelangen über den Mühlenbach schnell ins Herz der Stadt, wo sie eine mittelalterliche Szenerie ohne moderne Hochhäuser erwartet.
In Museen wie dem Schabbell-Museum oder im Welt-Erbe-Haus lassen sich zentrale Etappen der Stadtgeschichte nachvollziehen. Besonders eindrücklich ist ein Spaziergang über den Ostfriedhof. Hier erzählen zahlreiche kleine Informationstafeln die Geschichten bedeutender Wismarer Persönlichkeiten wie der Malerin Sella Hasse, dem Schauspieler August Schönberg oder dem Logiker Friedrich Ludwig Gottlob Frege. Er wurde hier neben Verlegern, Kapitänen und Pädagogen beigesetzt.
August Schönberg und der Klang der Plattdeutschen Lieder
Im Alten Hafen zeigt sich die Stadt auch von ihrer musikalischen Seite. Wenn Feste gefeiert werden oder Schiffe auslaufen, tritt der Shantychor „Blänke“ auf. Etwa 30 Männer singen dann in plattdeutscher Sprache klassische Seemannslieder. Der Klang erinnert an ferne Häfen, die Sehnsucht nach der See und das raue Leben an Bord.
Kulinarisch dominiert der Fisch. Typisch ist das Brötchen mit Brathering, dazu wird traditionell die Wismarer Mumme gereicht. Dieses Malzbier mit langer Haltbarkeit wurde schon zur Hansezeit gebraut. Der Begriff "mummen" stammt aus dem 15. Jahrhundert und beschreibt das undeutliche Sprechen nach Alkoholkonsum. Bis heute wird die Mumme im „Brauhaus am Lohberg“ gebraut – dem letzten der einst 182 Altstadtbrauereien.
Wissemara und Segeltörns auf der Wismarer Bucht
Im Alten Hafen liegt auch die „Wissemara“, eine originalgetreue Nachbildung einer Hansekogge aus dem 14. Jahrhundert. Auf ihr werden Segeltörns in die Wismarer Bucht angeboten. Das Knarren der Planken, flatternde Segel und der Blick auf das offene Meer lassen maritimes Fernweh aufkommen. Bei ruhigem Wetter zeigt sich die Ostsee dabei von ihrer schönsten Seite.
Auch das denkmalgeschützte Fischerdorf Hoben ist ein Besuch wert. Der autofreie Ortsteil von Wismar ist zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Hier wurde kein Freilichtmuseum inszeniert, sondern ein ursprüngliches Wohngebiet liebevoll erhalten. Niederdeutsche Hallenhäuser wurden saniert, Gärten blühen, und in der Luft summt das Leben.
Anreise und Unterkunft mit Blick aufs Meer
Wismar ist bequem mit dem Zug erreichbar. Ab Berlin fährt ein direkter Regionalzug, ab Hamburg ist ein Umstieg nötig. Autofahrer wählen die A20, B105 oder B106. Übernachtungen bieten unter anderem:
- Ohlerich Speicher: 48 Apartments mit Hafenblick, ab 94 Euro.
- Fründts Hotel: Komfortables Stadthotel in Altstadtnähe, Doppelzimmer ab 114 Euro.
Wer durch Wismars Straßen wandert, erlebt Geschichte, Natur, Kultur und stille Momente. Eine Reise, die in Erinnerung bleibt – mit sandigen Füßen, zerzaustem Haar und leuchtenden Augen.
Quelle: WELT